20 | GaLaBau 2024 Skupin setzt darauf, Themen, die nicht einfach nachgebaut werden können, digital zu transportieren und so greifbar zu machen. Foto: Daniel Karmann/BGL der Ausstellerinnen und Aussteller: vor, während und nach einer Messe. Aber auch Besucherinnen und Besucher lassen sich über Social Media vorab auf ihren Messebesuch einstimmen und erleben ihn gern noch ein paar Tage oder sogar Wochen intensiv nach. Das bedeutet, die Inhalte müssen komplexer sein als früher. Ein Beispiel auf dem BGL-Messestand: Viele Menschen können mit der Schwammstadt noch nicht viel anfangen, und so etwas können wir auf einem Messestand auch nicht wirklich nachbauen. Aber digital transportie- ren und begreifbar machen, das geht einfacher. 4. Viele Sinne ansprechen, persönliche Erfahrungen machen: Sehen, hören, riechen, schmecken, anfas- sen/fühlen, neue Produkte und Services selbst ausprobieren, mit anderen Menschen dazu aus- tauschen … die persönliche Sinneserfahrung beim Messebesuch wird immer wichtiger. Das gilt auch für den Kontakt zu anderen Menschen auf der Messe. Das ist ja der entscheidende Unterschied zu digitalen Event-Formaten. 5. Messbarkeit/Evaluation – Daten sammeln und auswerten, und diese Erkenntnisse dann direkt auf der Messe nutzen! Ist das neu? Ja und nein. Messebau in den Genen: Frederick Skupin Geboren 1968 in Bonn, zog es Frederick Skupin nach Abitur und Wehrdienst erst- mal weg von zuhause, nach London. Dort schloss er ein Architekturstudium mit dem Master ab. Zuhause hatte sich sein Vater mit langjähriger Berufserfahrung im Messe- Design 1983 selbstständig gemacht. Doch das war damals nichts für den Sohn, der sich direkt nach dem Studium zunächst mehr für den Hochbau interessierte. Anzeige Darüber steht die Frage: Was bringt mir der Mes- seauftritt als Unternehmen? Hier gibt es viele Methoden, um Daten direkt vor Ort zu erheben und sie auch direkt dort – zum Erfolg des Messe- auftritts – kreativ zu nutzen. So kann ich auf dem Messestand Sensoren montieren und miteinander vernetzen; sie erzeugen ein Abbild der Fläche und der Besucher-Ströme und -Aktivitäten. Neuer ist: Mit einer Schnittstelle zur Mediatechnik kann ich über ein solches System auch automatisch und direkt in das Stand-Geschehen eingreifen: In einer Ecke ist nichts los? Das ‚merkt‘ der Sensor, der dann gezielt dort durch Lichttechnik, einen Film, Geräusche, Wind oder sogar Duft Aufmerksam- keit erzeugt. Der Trend geht dahin, künftig Daten sofort zu nutzen, um das Ergebnis des Messeauf- tritts zu verbessern.“ Lassen Sie uns bitte noch etwas weiter in die Zukunft schauen: Wie sieht Ihre Arbeit 2035 aus? Denken Sie, wir besuchen dann noch selbst Messen – oder senden wir unsere Avatare, die KI-gesteuert Gespräche für uns führen? Frederick Skupin: „Ich bin überzeugt: Auch in der Zukunft lässt sich nicht alles über Daten lösen. Die Piazza auf dem BGL-Messestand zeigt das beispiel- haft: Sie ist das Zentrum des Standes, der Nucleus, wo man sich trifft/persönliche Gespräche führt. Da ist es voll, laut und lebendig. Ich denke aber auch: Aus den vielen Begegnun- gen und Event-Formaten, die wir heute haben, werden künftig weniger, aber die werden wertiger. Da steigen dann die Erwartungen der Gäste und ausstellenden Unternehmen. Das sind auch Fol- gen eines anderen, gesellschaftlichen Trends: des Fachkräftemangels. Deshalb denke ich, dass Entscheiderinnen und Ent- scheider aus einer Branche künftig nicht mehr jede Messe besuchen werden, sondern vielleicht nur noch ein-, zweimal im Jahr die wichtigsten Messeformate. Denn auch hier geht es ja um Effizienz und Nach- haltigkeit, in Form eines nachhaltigen Umgangs mit unternehmerischen Ressourcen, auch dem Personal. Für die GaLaBau bedeutet das aus meiner Sicht: Wenn wir sie weiter als die zentrale, internationale Leitmesse der Branche stärken, wird sie auch künftig der wichtige Treffpunkt für die Branche sein.“ /kbl L www.skupin-design.de Landschaft Bauen & Gestalten · 10/2024