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2 Städte stehen vor neuen Herausforderungen Über 75 % aller Menschen in Deutschland wohnen in Städten. Doch Städte sehen sich im Zuge des Klimawandels immer größeren Herausforderungen gegenüber: ■ Die Städte sind zu heiß und zu trocken. In großen Städten kann der Temperaturunterschied zum Land bis zu zehn Grad Celsius betragen. ■ Starkregen sorgt für Überschwemmungen. ■ Die Stadt heizt sich auf und kühlt nur langsam wieder ab, insbesondere durch die starke Versiegelung von durch- schnittlich 44 % der Fläche. Viele Menschen wohnen auf engem Raum, ohne eigenen Garten oder Balkon – sie benötigen Parks und Grünanlagen, um sich zu bewegen und zu erholen. Diese Broschüre zeigt Ihnen, wie Sie mit Stadtgrün Ihre Stadt zukunftssicher machen können und wie Sie dafür passende Fördermittel erhalten.

Klimawandel: Extremwetter nimmt zu – auch in Deutschland Zunahme Hitzetage: + 200 % Verdreifachung von 3 auf 9 Tage zwischen 1951 und 2020 Zunahme der Intensität von extremen Niederschlägen: + 3 bis 19 % seit ca. 1880 Zunahme der mittleren Temperatur in Deutschland: + 2° C im Intervall 2011–2020 ggü. 1881–1890 3 1 2 0 2 D W D : n e l h a Z Grün-blaue Infrastruktur macht die Stadt zukunftsfit sorgt für angenehmes Stadtklima speichert Wasser und schützt vor Überflutungen fördert die Artenvielfalt Vorteile einer grünen Stadt lohnt sich für Bürger*innen und Unternehmen schafft gesunde Wohn- und Lebens- bedingungen ermöglicht Erholung, Kontakte und Begegnung

4 Grünoasen kühlen Städte ab Der Klimawandel wird mit zunehmenden sommerlichen Hitze- wellen vor allem in Städten besonders spürbar. Das Umwelt- bundesamt verweist auf Modell- rechnungen, die für Deutschland zusätzliche 5.000 Sterbefälle pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitt e dieses Jahrhunderts prognosti zieren. Grünfl ächen verbessern das lokale Klima in der Stadt und schaff en auch an heißen Sommer- tagen eine angenehme Kühle, Hitzewellen können so besser abgefangen werden. In der Nacht produzieren Grünfl ächen Kaltluft . Am Tag senken insbesondere Bäume durch Verdunstung und Beschatt ung die Umgebungstemperatur um bis zu acht Grad Celsius. Doch auch Grünfl ächen mit niedrigem Bewuchs sorgen für Kühlung, gleichzeiti g produzieren sie Sauerstoff und binden CO2. Daher ist der Rückbau von versiegelten Flächen in Grünfl ächen ebenfalls von großer Bedeutung. Hitzestress halbiert Nach einer Studie der TU München kann ein Grün- fl ächenanteil von rund 40 Pro zent (ein schließlich Rasenfl ächen, Grün dächern und begrün ten Wänden) den extremen Hitzestress im Sommer halbieren. (Quelle: www.pﬂ anzenforschung.de)

5 Auch die Bepflanzung von Gebäuden erzielt eine kühlende Wirkung und Verbesserung des Mikroklimas. Dach- und Fassadenbegrünungen lassen sich oft noch nachträglich gut integrieren. Gerade bei Neubauten sollten sie jedoch von Anfang an mitgedacht werden. Übrigens: Dachbegrünungen lassen sich hervorragend mit Photovoltaik zum Solar-Gründach kombinieren. Unterstützen Sie Ihre Bürger*innen dabei, ihren Häusern ein „grünes Kleid“ zu geben! Bieten Sie eine kommunale Förderung an und nutzen Sie für Ihre Grünprojekte die Fördermöglichkeiten, die es bereits gibt – siehe hierzu den Fördercheck auf S. 12. Das leisten Dach- und Fassadenbegrünungen: Kühlung durch Verschattung, Verdunstung, Dämmwirkung Optische Aufwertung und verbesserte Aufenthaltsqualität mehr Biodiversität und Lebensräume für Tiere

6 Natürliches Wassermanagement Der Klimawandel wirkt sich auch bereits auf die Nieder- schläge aus: Mal ist es zu trocken, mal bringt ein Stark- regenereignis zu viele Wassermassen auf einen Schlag. Die grün-blaue Infrastruktur mit Grün- und Wasserfl ächen sorgt für Entlastung. Sie ist integraler Bestandteil einer klima- angepassten Stadtentwicklung und sollte bei jeder Planung berücksichti gt werden. Vorteile der grün-blauen Infrastruktur: ■ Schutz der Bevölkerung vor Überschwemmungen oder Hochwassern ■ Wasserspeicherung für trockene Perioden ■ Kühlender Eff ekt auf die Umgebung ■ Entlastung der Kanalisati on Wasserregulierung und Kühlung durch grün-blaue Infrastruktur Kühlung durch Verdunstung Kühlung durch Verschatt ung Retenti on Regenwasser in Mulden und Rigolen Versickerung von Regenwasser

8 Lebendige Vielfalt – Biodiversität fördern Die Förderung der Biodiversität in Stadtgebieten ist ein wichti ger Bestandteil der nachhalti gen Stadtentwicklung. Nur ein stabiles und funkti onierendes Ökosystem kann dem Menschen als Lebensgrundlage dienen. Und gerade Städte können zu einem Hotspot und Rückzugsraum der Artenviel- falt werden. Hierfür erforderlich sind Grünfl ächen, die mit vielfälti gen Strukturelementen unterschiedliche Lebensräume anbieten. Vor allem sind naturnahe und insektenfreundliche Pfl anzun- gen wichti g, um Insekten, Vögeln und anderen Tieren eine ausreichende Nahrungsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Hiervon proﬁ ti ert auch der Mensch, der in Städten und Gemeinden mit großer Vielfalt an Pfl anzen- und Vogelarten Studien zufolge eine höhere mentale Gesundheit aufweist.

9 Grünanlagen – unverzichtbar für die Bevölkerung Als Begegnungs- und Aufenthaltsorte haben Grünflächen eine hohe Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt. Stadtgrün bietet Begegnungsorte im Freien – das schafft Gemeinschaft und fördert soziale Strukturen. Öffentliches Grün bietet aber auch wertvolle Freiflächen für Freizeit, Bewegung und Sport und trägt so maßgeblich zur Gesundheitsvorsorge bei. Das hilft nicht nur bei der Stress- bewältigung und gegen Bewegungsmangel, sondern dient auch der psychischen Gesundheit der Stadtbewohner*innen. Dass insbesondere wohnungsnahe Grünräume für die Gesundheitsvorsorge in Städten immer wichtiger werden, wurde nicht zuletzt während der COVID-19-Pandemie deut- lich, als Grünflächen für viele Bürger*innen Zufluchtsorte im Lockdown waren. Parks, Freiflächen und Grünanlagen … … was schätzen Bürger*innen am Grün in der Stadt? Video

10 Wettbewerbsvorteil Stadtgrün Stadtgrün erhöht die Lebensqualität, Identifikation und die Attraktivität als Wohnort für Bürger*innen. Unternehmen finden hier besser Arbeitskräfte als in weniger durchgrünten Städten. Somit tragen Grün- und Freiflächen indirekt zur Wertschöpfung bei. Doch sie lohnen sich auch direkt. Denn für Klimaschutz, Redu- zierung von Luftverschmutzung, Regenwassermanagement und die Stärkung von Vermögenswerten im Immobiliensektor müssen die Kommunen in Zukunft viel Geld investieren. Qualitativ hochwertige städtische Grünflächen können viele dieser Faktoren schon jetzt positiv beeinflussen. Stadtgrün gewinnt: Grüne Städte führen in internationalen Städte rankings Stadtgrün ist ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen und erhöht die wirtschaftliche Anziehungskraft Qualitativ hochwertige Grünflächen schonen langfristig den Geldbeutel der Städte

11 Stadtgrün rechnet sich Ökosystemleistung einfach berechnen Was ist ein Park oder eine Allee wert? Berechnen Sie die Ökosystemleistungen Ihres Grüns. Das Stadtgrün-Bewertungstool vom Insti tut für ökologische Wirtschaft sforschung (IÖW) veranschaulicht, was die Stadt bevölkerung davon hat, wenn ihre Stadt stärker begrünt wird – oder auch, wie hoch der Verlust ist, wenn Stadtgrün verloren geht: Unter www.stadtgruen-wertschaetzen.de können Sie eine Erhöhung oder auch Reduzie- rung des Stadtgrüns simulieren und den Wert dieser Veränderungen in Euro angeben lassen. Bewertungstool Fachgerechte Pfl ege senkt Kosten Bei Grünanlagen im öff entlichen Raum stehen häufi g die hochwerti ge Gestaltung und die fachgerechte Anlage im Vordergrund – die anschließend notwendige fachgerechte Pfl ege wird hingegen oft mals vernachlässigt. Die Aus- wirkungen sind fatal: Weitaus höher als die Kosten für den benöti gten Pfl egeaufwand sind Folgekosten, die durch den Verfall der Anlagen entstehen. Darüber hinaus steigt die Ökosystemleistung der Grünfl ächen mit zunehmenden Alter.

12 Jetzt Fördermittel sichern! Jetzt Fördermittel sichern! Jedes Jahr stellt der Bund Fördermitt el für die Stadtent- wicklung in Millionenhöhe zur Verfügung, um Städte und Gemeinden in der Gestaltung und Entwicklung funkti onaler und gesunder Lebensräume zu unterstützen, z. B.: Städtebauförderung: 790 Mio. € Die Städtebauförderung für Stadtgrün konzentriert sich auf drei Programme. Neu ist neben der verschlankten Struktur auch die Fördervoraussetzung „Klimawandel/Klima- anpassung“ einschließlich „Stadtgrün“ für alle drei Programme. Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ (ANK): 4 Mrd. € Mit dem ANK des Bundesumweltministeriums stehen bis zum Jahr 2026 Mitt el für verschiedene Handlungsfelder bereit, darunter ein Maßnahmenpaket „Stadtnatur stärkt Stadtgrün“ und die Förderung von Solargründächern. Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“: 200 Mio. € Mit dem Programm werden bis 2026 investi ve Projekte mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz (CO2-Minderung) und Klimaanpassung gefördert. Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ (SJK): 400 Mio. € Mit dem SJK-Programm werden Städte und Gemeinden dabei unterstützt, den bestehenden Sanierungsstau bei diesen wichti gen Orten des Zusammenlebens abzubauen. Darüber hinaus bieten weitere Bundesprogramme und auch die Bundesländer Finanzierungshilfen für städti sches Grün an.

So fi nden Sie die passenden Förderprogramme für Ihr kommunales Grünprojekt 13 Die Sti ft ung „Die Grüne Stadt“ berät Sie, welche Förderungen für Ihre Grünprojekte die passenden sind, und wie und wo Sie diese beantragen können. Auch fi nden Sie dort viele Best Practi ce-Beispiele. Das Zentrum für Klimaanpassung bietet eine kostenfreie Beratungshotline und weitere Unterstützung bei Fragen zum Thema Klima- anpassung und grün-blaue Infrastruktur an. Im Rahmen des Akti onsprogramms natürlicher Klimaschutz (ANK) berät ein Informati onszentrum Städte und Kommunen bei Maßnahmen zum Klimaschutz. zur Website zur Website zur Website

14 Natürliche Multitalente: Eine etwa 80 Jahre alte Linde … … speichert Kohlendioxid: ca. 160 kg CO2 jährlich (das entspricht einer Autofahrt von 1.140 km) … produziert Sauerstoﬀ : etwa 89.000 l jährlich (das entspricht dem Bedarf eines Menschen für 100 Tage) … kühlt ihre Umgebungsluft durch Verdunstung um ca. 3° C ab (und erbringt eine Kühlleistung von 208 Kühlschränken) … ﬁ ltert Feinstaub und Schadstoﬀ e: bis zu einer Tonne jährlich a n e r A a m i l K – r e g r ü B r ü f g n u ft ti s a m i l K d n u ) U B D ( t l … dämpft Lärm und macht zufrieden … spendet Schatt en auf bis zu 150 m2 e w m U g n u ft ti s s e d n u B e h c s t u e D ; n e h c n ü M U T , r e z t ö R … bietet Lebensraum für viele Tiere … speichert Wasser in ihrem Wurzelraum: ca. 70.000 l jährlich . f o r P : n e l h a Z … und leistet damit so viel wie zehn Jungbäume.

15 Machen Sie Ihre Stadt zukunftsfi t! Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer DStGB „Ich persönlich könnte ohne Parks nicht leben, weil ich täglich jogge oder spazieren gehe. Für mich ist das Lebensinhalt. Auch müssen die Innenstädte grüner werden, denn dann sind die Bürgerinnen und Bürger zufriedener.“ Jörg-Andreas Krüger, NABU-Präsident „Stadtnatur produziert Sauerstoff , sorgt für Abkühlung und bietet Tieren Nahrung und Lebensraum. Sie ist überlebenswichti g – für Menschen, Pfl anzen und Tiere. Doch nur, wenn wir ihr mehr Platz geben als bisher und uns um sie kümmern, kann sie uns nachhalti g die entscheidende Partne- rin gegen Biodiversitäts- und Klimakrise sein.“ Rüdiger Dittmar, GALK-Präsident „Je mehr Parks und Grünfl ächen es im Aus- gleich zu versiegelten Flächen in Städten gibt, desto positi ver wirken sich diese auf die Gesundheit von Bewohner*innen aus. Daher muss urbanes Grün fest in der Stadtentwicklung verankert werden.“ Impressum Herausgeber: Bundesverband Garten-, Landschaft s- u. Sportplatzbau e. V. (BGL) Alexander-von-Humboldt-Str. 4, 53604 Bad Honnef, BGL@galabau.de, www.galabau.de Text: Flächenagentur Baden-Württ emberg GmbH, www.fl aechenagentur-bw.de Redakti on: W. Groß, M. Wolpert, BGL, www.galabau.de Gestaltung: www.vivaidea.de; Druck: www.siebengebirgsdruck.de Bildnachweis: AdobeStock: Titelseite: www.dloboda.com; S. 8: yanadjan; S. 10: Bruce; iStockphoto: S. 3: Marccophoto; BGL: S. 5, S. 6, S. 9, S. 11; ZinCo GmbH: S. 7 links; A. Eppel-Hotz, LWG-Veitshöchheim: S. 7 rechts; Scott Shigley: S. 13; DStGB: S. 15 oben; Frank Müller Fotograﬁ e: S. 15 Mitt e; privat: S. 15 unten © GBS 2023, Die Broschüre einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne die Einwilligung der Urheber ist unzulässig und strafb ar. klimaneutral natureOffice.com | DE-289-709041 gedruckt