Erhardt Gartenbau Team

GaLaBau-Unternehmen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft

„Der erste Schritt ist, sich zu trauen“

Ein GaLaBau-Unternehmen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft

Als einer der zwei ersten Betriebe im Garten- und Landschaftsbau hat die Erhardt Garten- und Landschaftsbau GmbH einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht nach DNK-Standard (DNK=Deutscher Nachhaltigkeitskodex) veröffentlicht. Geschäftsführer Philipp Erhardt spricht im Interview mit dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) über den Prozess, seine Motivation und die Herausforderungen und Chancen des Themas.


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Was war denn Ihre Motivation, sich dem Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen zu widmen? Gab es da ein ausschlaggebendes Ereignis?

Erhardt: Nachhaltiges Wirtschaften gehört zu unserem Unternehmensprinzip und ist fest in unserer betrieblichen Strategie verankert. Meine Neugier, mich des Themas im größeren Umfang anzunehmen, ist durch verschiedene Verbandsprozesse geweckt worden. Zum Beispiel haben wir als Unternehmen am Pilotprojekt „Corporate Carbon Footprint“ des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V. teilgenommen, bei dem der unternehmenseigene CO²-Fußabdruck ermittelt wurde. Außerdem habe ich bei der AG Nachhaltigkeit des BGL mitgewirkt. Durch den Austausch dort wurde mir bewusst, dass hinter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ viel mehr steckt. Es geht nicht nur darum, klimafreundlich zu wirtschaften. Ein Unternehmen nachhaltig aufzustellen, stellt eine Chance dar, es auf ein neues Fundament zu stellen.

Für den Garten- und Landschaftsbau ist das Einreichen eines Nachhaltigkeitsberichts bislang noch keine Pflicht. Wieso haben Sie sich dennoch dazu entschieden, bereits jetzt einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen?

Erhardt: Das Veröffentlichen des Berichts war eher nebensächlich. Vielmehr ist der Nachhaltigkeitsbericht für mich ein Arbeitspapier, anhand dessen wir regelmäßig den Status Quo und unsere Ziele im Hinblick auf Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen messen können. Als Betrieb bleiben wir so am Ball, fortlaufend unsere Unternehmensprozesse zu optimieren. Allerdings haben sich während der Berichterstellung einige interessante Nebenprozesse im sozialen und ökonomischen Bereich ergeben. So haben wir beispielsweise damit begonnen, einen innerbetrieblichen Verhaltenskodex zu erarbeiten.

Wie sind Sie bei der Erstellung des Berichts denn vorgegangen?

Erhardt: Im Oktober 2023 haben wir mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Workshop mit Herrn Meyer von der Unternehmensberatung Kullmann und Meinen GmbH gemacht. Das war das Schlüsselereignis. Dort haben wir unseren Betrieb sowohl aus sozialem, ökonomischem als auch ökologischem Blickwinkel betrachtet und Ziele gesteckt. Unsere Ergebnisse und die daraus resultierenden Handlungsfelder hat die Unternehmensberatung dann im veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht festgehalten. Dafür fehlt uns selbst im Unternehmen die Zeit. Die professionelle Unterstützung und Begleitung durch die Experten der Unternehmensberatung bedeutete für uns eine enorme Erleichterung. Sowohl zeitlich als auch organisatorisch haben sie einen großen Teil übernommen.

In welchen Feldern im Garten- und Landschaftsbau sehen Sie das größte Potenzial, nachhaltig zu sein?

Erhardt: Da wir mit unserem Betrieb im Projektgeschäft zuhause sind, haben wir nur sehr begrenzten Einfluss auf die Materialauswahl. Deshalb bietet für uns der ökologische Bereich das größte Potenzial – insbesondere das Transportwesen. Hier können wir durch die Vermeidung von Prozessemissionen am nachhaltigsten sein. Aber auch im sozialen Bereich lässt sich einiges optimieren. Deshalb sind wir dabei, einen Verhaltenskodex zu erstellen. Als Unternehmen möchten wir maximal divers aufgestellt sein. Das soll auch durch das Team nach außen getragen werden.

Nachhaltigkeit im GaLaBau

"Für die Verwendung der heimischen Produkte müssen wir die Kundinnen und Kunden auch erst einmal sensibilisieren."

Und im Gegensatz dazu: In welchen betrieblichen Bereichen ist die Umsetzung nachhaltiger Arbeitsprozesse schwieriger?

Erhardt: Schwierig wird es bei den vor- und nachgelagerten Prozessemissionen. Derzeit wissen wir leider noch zu wenig über die von uns verwendeten Materialien in Bezug auf den CO²-Fußabdruck. Zwar gibt es insbesondere im Bereich der Natursteine bereits eine große Auswahl an heimischen Produkten, allerdings sind diese oftmals erheblich teurer als Natursteine aus Fernost. Für die Verwendung der heimischen Produkte müssen wir die Kundinnen und Kunden auch erst einmal sensibilisieren.

Welche organisatorischen Dinge gilt es, bei der Arbeit an einem Nachhaltigkeitsbericht zu beachten?

Erhardt: Als Unternehmenschef habe ich mir das Thema Nachhaltigkeit selbst auf die Fahne geschrieben. Natürlich ist die Umsetzung nachhaltiger Unternehmensprozesse aber eine Teamsache. Ohne die Mitarbeit der Kolleginnen und Kollegen funktioniert es nicht. Im Unternehmen selbst haben wir circa zwei Arbeitstage investiert. Die Unternehmensberatung hat den größten Teil übernommen, wie zum Beispiel die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts. Auch die Aufarbeitung der Unternehmensdaten verlief sehr professionell.

Wie möchten Sie weiterhin oder auch zukünftig das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb voranbringen? Gibt es da etwas, was Sie auf mittlere oder langfristige Sicht noch planen?

Erhardt: Ein Zeitplan oder auch konkrete Zeitpunkte zur Umsetzung unserer Ziele sind bereits im Nachhaltigkeitsbericht definiert. Wir überprüfen die Erreichung unserer Ziele regelmäßig anhand des Berichts. Langfristig möchten wir alle definierten Ziele erreichen und uns dann neue stecken. Hierzu werden wir sicherlich dann erneut einen Workshop machen.

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Welche Betriebe, insbesondere im Garten- und Landschaftsbau, sollten sich Ihrer Einschätzung nach mit dem Thema Nachhaltigkeit in ihren eigenen Unternehmensstrukturen schon jetzt auseinandersetzen?

Erhardt: Da gibt es eine einfache Antwort: alle! Es muss kein DNK-Bericht sein, aber es lohnt sich, das Thema jetzt anzugehen. Es geht nämlich nicht nur darum, als Unternehmen klimafreundlicher zu werden. Sich der Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen zu widmen, bietet auch die Möglichkeit der ganzheitlichen Betrachtung des Betriebs. Bei dem Prozess stehen genauso – wenn nicht noch mehr – die sozialen und ökonomischen Säulen im Vordergrund.

Was empfehlen Sie anderen Betrieben zum Einstieg in eine nachhaltigere betriebliche Führung?

Erhardt: Der erste Schritt ist, sich zu trauen. Denn es erfordert Mut, sich auf die Reise hin zu einer nachhaltigeren Unternehmensweise zu begeben. Gerade anfangs muss man sich als Chef zurücknehmen. Im Workshop werden auf Grundlage der Kritik der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich der Unternehmensprozesse die späteren Nachhaltigkeits-Ziele erarbeitet. Dieser Kritik muss man sich als Chef stellen und sie auch aushalten und annehmen können. Denn nur so entsteht später etwas Großes, von dem alle profitieren.