Vierter BGL-Verbandskongresses in Potsdam

Fachtagung I: "Ethische Herausforderungen der modernen Medizin" Referent: Dr.phil. Dr. h.c. Ludger Honnefelder

Fachtagung I: "Ethische Herausforderungen der modernen Medizin" Referent: Dr.phil. Dr. h.c. Ludger Honnefelder, Professor der Philosophie an der Universität Bonn, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Wissenschaft und Ethik e.V., Bonn Kurzfassung des Vortrags: ETHISCHE HERAUSFORDERUNGEN DER MODERNEN MEDIZIN In wenigen Jahrzehnten hat sich weltweit eine Konjunktur für „Ethik“ eingestellt. Sie betrifft die Frage, welchen Kriterien und Normen wir im Umgang mit den neuen Handlungsräumen folgen sollen, die durch die Entwicklung von Wissenschaft und Technik entstanden sind: Informations- und Kommunikationstechnik, Wirtschafts- und Verkehrssysteme, Gentechnik und Biotechnologie u.a. mehr. Was ist das Besondere an diesen Entwicklungen und warum führen sie zu einer solchen Nachfrage nach „Ethik“? Welche besonderen Herausforderungen sind damit für das professionelle Handeln, für die Unternehmen und die Berufsstände verbunden? Besonders dringlich stellt sich die skizzierte ethische Herausforderung, wo der Mensch mit Hilfe der neuen „Lebenswissenschaften“ in Form von Medizin und Biotechnologie in die eigene Natur eingreift. Ein entscheidender Schlüssel dazu ist die Genomforschung; denn sie eröffnet eine dem Menschen bis dahin verschlossene Einsicht in die Bedingungsebenen des Lebens. In wenigen Jahren werden wir mit Hilfe von elektronischen Chips in das Genom jedes Einzelnen Einsicht nehmen und Vorhersagen treffen können. Wird dies den ‚gläsernen Menschen’ zur Folge haben? Wie steht es mit dem Schutz der persönlichen genetischen Daten? Wie werden Versicherung und Arbeitsmarkt mit dem neuen Wissen umgehen? Die Tiefe der Einsicht in das Genom und in die Gesetze von Entwicklungs- und Zellbiologie werden aber auch eine bis dahin unbekannte Tiefe des Eingriffs in die menschliche Natur eröffnen. Was bedeutet es aber, wenn der Mensch in Nutzung dieser Möglichkeiten in einer ganz neuen Weise zum Werk seiner eigenen Hände wird? Die aktuelle Diskussion richtet sich vor allem auf drei Handlungsfelder: die vorgeburtliche Diagnostik, die Stammzellforschung verbunden mit der Möglichkeit so genannten therapeutischen und reproduktiven Klonens und die Intervention in die menschliche Keimbahn, d.h. in das Genom der zukünftigen Generationen. Um was handelt es sich bei diesen Möglichkeiten? Bei der vorgeburtlichen Diagnostik wird diskutiert, wie Eltern mit hohem genetischem Risiko ihren Wunsch nach einem gesunden Kind verwirklichen können. Insbesondere geht es um die Diagnostik, die am befruchteten Ei vor seiner Einpflanzung in den Uterus vorgenommen wird (PID). Sie kann die Kopplung der Diagnose nach eingetretener Schwangerschaft mit dem Schwangerschaftsabbruch vermeiden. Aber ist nicht auch diese Zeugung ‚auf Vorbehalt’ ethisch höchst problematisch? Führt sie – wie viele einwenden - zu Genomdesign und zu diskriminierender Selektion? Eine ähnliche Ambivalenz zeigt sich bei der Möglichkeit, mit Stammzellen, die aus menschlichen Embryonen gewonnen werden, möglicherweise Krankheiten wie den Diabetes oder Herzkrankheiten heilen zu können. Ist so genannte verbrauchende Embryonenforschung im Blick auf solche Ziele vertretbar? Wird schließlich die Möglichkeit des Klonierens zur Herbeiführung der Geburt eines geklonten Menschens genutzt und das Genom zukünftiger Generationen verändert, ist die Gattungsnatur des Menschen berührt, so dass sich die Frage stellt, inwieweit wir in sie eingreifen können, ohne die ethischen Grundlagen unserer Ethik und unseres Rechts zu zerstören. Im Vortrag sollen die genannten Probleme aufgegriffen und in ihren wichtigen Aspekten skizziert werden, um am Schluss die Frage zu erörtern, wo wir ansetzen können, wenn wir der mit diesen Problemen verbundenen ethischen Herausforderung gewachsen sein wollen. Referent: Professor Dr. Dr. h.c. Ludger Honnefelder Professor für Philosophie, Lehr- und Forschungsbereich II, an der Universität Bonn, 1988 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Wissenschaft und Ethik e.V., Bonn, 1993 Geschäftsführender Direktor des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften, 1998 Mitglied der deutschen Delegation im Lenkungsausschuss für Bioethik des Europarates (CDBI), 1992 Associate Member des Kennedy Institute of Ethics, Georgetown University Washington, 1988 Sprecher der Forschungs-Arbeitsgemeinschaft Bioethik in NRW, 1989 Mitglied der Akademie für Ethik in der Medizin, 1989 Kontakt: Professor Dr. Dr. h.c. Ludger Honnefelder Philosophisches Seminar der Universität Bonn Lehr- und Forschungsbereich II Am Hof 1, 53113 Bonn Tel.: 0228 – 73-59 15 Fax: 0228 – 73-74 19 E-Mail: honnefelder@uni-bonn.de Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. Ansprechpartner: Eva Herrmann Referat Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0 22 24 / 77 07 17 email: e.herrmann@galabau.de

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