Europäische Baumpflege --- Nun auch zertifizierte deutsche European treeworker ---

Das europäische Leonardo-da-Vinci-Programm, Aus- und Weiterbildung zum Europäischen Baumpfleger (AWEB), fand seinen Höhepunkt in der dritten Zertifizierung von europäischen Baumpflegern, die von der Lehranstalt für Gartenbau und Floristik Großbeeren e.V. (LAGF) vorbereitet und in Berlin durchgeführt wurde.

Dreizehn Baumpfleger aus der Schweiz, den Niederlanden, England und Deutschland nahmen an der Prüfung teil und passierten erfolgreich die einzelnen Prüfungsmodule. Cornelius Baudisch, Leiter der Prüfungskommission, überreichte die Europazertifikate an die frischgebackenen European treeworker. Nach der ersten Pilotzertifizierung im November 1998 in Frankreich und der zweiten Zertifizierung in Italien im Juni 1999 wurde der Prüfungsablauf von den internationalen Partnern des AWEB-Projektes überarbeitet und Mitte Juni 1999 in Deutschland in modifizierter Form mit deutschsprachigen Baumpflegern getestet.
Nach Auswertung der Erfahrungen aus Italien und Berlin wurde das Prüfungskonzept in der letzten AWEB-Sitzung abschließend beraten.

Cornelius Baudisch, geschäftsführender Leiter der LAGF/Großbeeren, organisierte mit Unterstützung der nationalen Prüfungskommission die eintägige Prüfung.

Die Prüfung
Sie hat folgende Inhalte:

Theoretische, schriftliche Prüfung
Aus einem Fragenpool von ca. 100 Fragen wurden fünf "Multiple Choice" und fünf "offene Fragen" mit Unterfragen zu verschiedenen Modulen ausgewählt, die binnen 60 Minuten zu beantworten waren.
Anhand der Ergebnisse zeigte sich, daß der 300 Stunden umfassende Vorbereitungskursus mit insgesamt 100 Unterrichtsstunden für den theoretischen Bereich sehr sinnvoll ist.
Hinsichtlich ZTV Baumpflege oder elementare Sachverhalte wie Naturschutzgesetze sind, diese Fragen ohne Vorbereitung nämlich schwierig zu beantworten.
Abgerundet wurde der theoretische Teil mit einem kurzen mündlichen Gespräch, in dem die Thematik der schriftlichen Prüfung und Inhalte sonstiger Baumpflegethemen vertieft nachgefragt wurden.

Praktische Prüfung
Im praktischen Teil sind folgende Aufgaben zu erfüllen gewesen:
Klettern im Baum und Schneiden von Kronenteilen. Dazu mußten die Teilnehmer 45 Minuten kletternd im Baum unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitssicherheit Kronenpflege durchführen, gefolgt wiederum von einem 15minütigen Gespräch über die einzelnen Arbeitsschritte.
Danach folgten zwei Demonstrationen/Simulationen. Neben dem Pflanzen von Bäumen mußten alle wichtigen Maßnahmen der Kronensicherung von den Teilnehmern gezeigt und erklärt werden.

Insgesamt zeigte sich die Prüfungskommission, die sich aus dem Leiter Cornelius Baudisch, Unternehmern, Lehrern und Arbeitnehmervertretern zusammensetzte, überrascht von dem unterschiedlichen Können der Teilnehmer.
Große Unterschiede wurden festgestellt hinsichtlich der Kletterfertigkeiten. Ein Teilnehmer, der in seiner täglichen Arbeitspraxis hauptsächlich die Hubarbeitsbühne nutzt, scheiterte zum Beispiel an den Anforderungen beim Klettern.
Die europäischen Partner des AWEB-Projektes, die als Beobachter der Prüfung beiwohnten, waren von der professionellen Organisation und Durchführung der Zertifizierung positiv überrascht. Praktische Prüfungsbestandteile werden in den anderen europäischen Ländern in unterschiedlicher Bewertung ausgeführt. Der gesamte Ablauf wurde dementsprechend interessiert verfolgt, um Anregungen für die eigenen Prüfungen aufzugreifen.

Den deutschen Kandidaten kam sicherlich der 13wöchige Weiterbildungslehrgang zugute, den die LAGF zusammen mit der Peter-Lenné-Schule in Berlin anbietet und der zur Vorbereitung auf die Zertifizierung dient.
Laut Prüfungsordnung kann zwar jeder, der bestimmte Voraussetzungen erfüllt, an der Zertifizierung teilnehmen, ohne zuvor einen entsprechenden Lehrgang besucht zu haben, aber die Praxis zeigt, daß eine theoretische und praktische Vorbereitung von großem Nutzen und sehr empfehlenswert ist.

Prüfungsvoraussetzungen
- mindestens ein Jahr Praxis in der Baumpflege mit Kletterfertigkeiten
- Erste-Hilfe-Kurs
- Nachweis der Motorsägenfachkunde
- gesundheitliche Eignung

Lehrmaterial
Um den zukünftigen European treeworkern Lehrmaterial anbieten zu können, wird im letzten halben Jahr des Projektes an einem Buch European treeworker gearbeitet, das sich am Curriculum zum European treeworker orientiert und die theoretische Grundlage für die Prüfung leicht verständlich und in drei Sprachen zur Verfügung stellen wird.

Ausblick
Um die Ergebnisse und somit das Aus- und Weiterbildungsprogramm zum European treeworker auf Dauer in Europa installieren und verbreiten zu können, hat der BGL-Arbeitskreis Baumpflege zusammen mit weiteren 13 Ländern bei der Europäischen Kommission im Rahmen der 1999er Ausschreibung des Leonardo-da-Vinci-Projektes ein Folgeantrag gestellt mit der Vorgabe, daß jedes teilnehmende Land während des Projektes eine Zertifizierung in der jeweiligen Landessprache anbieten muß und gegebenenfalls auch einen Vorbereitungslehrgang.
Multiplikatoren aus Schulen, Verbänden, Bildungseinrichtungen und den zuständigen Stellen sollen maßgeblich dazu beitragen, daß binnen weniger Jahre jedem europäischen Baumpflegeunternehmen einheitlich qualifizierte Baumarbeiter aus den verschiedenen europäischen Ländern zur Verfügung stehen.
Ein wesentlicher Schritt hin zur Harmonisierung un

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