Feinstaub-Problematik: BGL regt Vegetationsprogramme an
Grünflächen filtern Feinstäube und verbessern die Stadtluft
Bad Honnef. Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern vermindern durch ihre natürliche Filterwirkung gesundheitsgefährdende Feinstäube in der Luft. Pflanzen in Großstädten und Ballungsräumen regulieren Luftaustauschprozesse und Temperaturgefälle. Sie reinigen die Luft, indem sie Staub und Schadstoffe binden. Pflanzen reichern die Luft zudem mit Feuchtigkeit an. Sie bewirken Abkühlungen durch Beschattung und Verdunstung. Sie mindern Lärm, Abgase und unangenehme Gerüche. „Die Funktionen und Leistungen von Grün in der Stadt müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Feinstaubproblematik stärkere Beachtung finden. Und sie sollten zu konkreten Vegetationsprogrammen führen“, so Werner Küsters, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL).
Seit dem 1. Januar 2005 gelten verschärfte Grenzwerte für den Ausstoß von Feinstaubpartikeln, wie sie die so genannte Feinstaubrichtlinie vom 22. April 1999 (99/30/EG) vorschreibt. So darf der Messwert für Feinstaub höchstens an 35 Tagen pro Jahr den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt, drei Monate nach Einführung der neuen Grenzwerte, überschreiten deutsche Großstädte die neuen Vorgaben. Handlungsbedarf ist daher dringend geboten.
Eine Vielzahl von Gegenmaßnahmen wird diskutiert. BGL-Präsident Werner Küsters betont: „Die Einführung von Rußpartikelfiltern ist sicher ein richtiger Weg. Er kann allerdings erst mittel- bis langfristig zu einer Reduzierung der Feinstaub-Mengen in der Luft und damit zu einer Verbesserung der Situation führen. Heute schon vorhandene Grünflächen tragen dagegen sofort zu einer Reduzierung der Feinstäube bei.“ Daher müsse zusätzlich zum Einsatz von Rußpartikelfiltern dafür gesorgt werden, dass mehr Grünanlagen gebaut werden. Der BGL-Präsident regt an: „Verantwortliche Politiker sollten neben technischen Lösungen vielmehr auch auf die natürlichen Filterwirkungen von Vegetationsflächen setzen. Denn diese Grünflächen nehmen unmittelbar positiven Einfluss auf das Stadtklima.“
Küsters zeigt auf: „Bäume tragen wesentlich zur Luftverbesserung durch Staubfilterung bei. Sie bewirken eine Herabminderung der Luftbewegungen – und auf diese Weise fördern sie den direkten Staubniederschlag auf ihren Blättern. Diese Staubansammlungen auf den Blättern werden durch Regen abgewaschen und versickern vor Ort im Boden. So wird die Luft auf natürliche Weise entscheidend verbessert.“
Mit Vegetationsflächen in der Stadt steigt die Lebensqualität
Nach früheren Studien des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen wurde über dichtem Baumbestand in Städten 200 bis 1000 mal weniger Staub gemessen, über einem innerstädtischen Park fünf mal weniger und in einer Alleestraße drei mal weniger als in einer baumlosen Strasse. Ein großer Laubbaum kann der Luft zum Beispiel bis zu 1000 kg (eine Tonne!) Schadstoffe entziehen.
Um die klimatischen Leistungen von Pflanzen optimal zu nutzen, sollten neue Grünflächen, zum Beispiel auch Dachbegrünungen, sowohl in den Zentren der Stadt als auch an der Peripherie ausgewiesen werden. Bestehende Grünflächen müssen fachkundig gepflegt werden, damit sie auch langfristig ihre Funktionen erfüllen. Die Lebensqualität steigt mit den Freiflächen in den Zentren der Stadt. Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. setzt sich daher seit langem für die Erhaltung und Entwicklung von Freiflächen ein und hat auch konkrete Entsiegelungsprogramme angeregt. Ebenso können großflächige Dachbegrünungen, Maßnahmen zum Erhalt und zur Schaffung von Frischluftschneisen, regionale Grünzüge sowie Schutz- und Pflegekonzepte für Alleen zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen. Auch die Erweiterung bestehender und die Schaffung neuer Grünanlagen, deren Gestaltung und spätere Pflege tragen dazu bei, Stäube und Abgase aus der Luft zu filtern, Lebensräume zu vernetzen und sogar Refugien für Insekten und Vögel zu schaffen.
Ansprechpartner: Dr. Michael Henze, Telefon: 02224 7707-19, Fax: 02224 7707-77, E-Mail: M.Henze@galabau.de
13.04.2005zurück