Teams aus elf Nationen bei Berufsweltmeisterschaft in Finnland am Start

Deutsche Landschaftsgärtner holten in Helsinki die Bronzemedaille

Bad Honnef / Helsinki. Die deutschen Landschaftsgärtner Alexander Bitzer und Andreas Wandinger haben sich vom 26. bis 29. Mai 2005 in Helsinki (Finnland) mit der Weltelite des Garten- und Landschaftsbaues gemessen und holten dabei die Bronzemedaille. Insgesamt traten elf Teams aus elf Ländern bei der 38. Berufsweltmeisterschaft gegeneinander an. 22 Stunden lebten Andreas (22 Jahre) und Alexander (19 Jahre) auf ihrer sieben mal sieben Meter großen Baustelle und stellten ihr Können vor den Augen eines internationalen Publikums unter Beweis. Nervenkitzel pur Es war ein schier endloser Nervenkitzel bis zur Bekanntgabe des Endergebnisses – zwei Tage nach Wettbewerbsschluss. Dann stand es fest: Die Franzosen (Christophe Dirry und Jérémie Jaegy) und die Schweizer (Lorenz Arbogast und Martin Müller) holten zusammen Gold, die Deutschen Bronze. Nur 0,06 Punkte trennten die Franzosen (77,97 Punkte) von den Schweizern (77,91 Punkte) , was das Wettbewerbsgremium zur Vergabe von zwei Goldmedaillen veranlasste. Auf das Konto von Alexander Bitzer und Andreas Wandinger gingen 75,89 Punkte von insgesamt 100 Maximalpunkten. Der Abstand zur Schweiz betrug nur 2,02 Punkte. Karl Walker aus Sindelfingen – der deutsche Chefexperte und Jurymitglied vor Ort – freute sich sehr über das Ergebnis. „Alexander und Andreas haben höchsten Einsatz und Fachkompetenz gezeigt. „Wir vom Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AuGaLa) können stolz sein auf unseren deutschen Nachwuchs und auf unsere Ausbildung“, so Walker. Einen großen Anteil an der guten Platzierung hatte sicherlich auch der Einsatz des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Bayern e. V., der seine Kandidaten sowohl bei der Deula in Freising als auch bei der Firma May Landschaftsbau GmbH & Co. in Feldkirchen intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet hatte. Die Wettbewerbsaufgabe Die in Finnland konzipierte Wettbewerbsaufgabe umfasste die Erstellung einer Pergola und eines Holzdecks aus druckimprägniertem Holz. Die Pergola wurde durch ein Hochbeet aus Betonmauersteinen umfasst. Die Holzterrasse schloss direkt an einen Pflasterkreis aus Granit- und Betonpflaster an. In der Mitte des Kreises befand sich ein Wasserspiel. Den Abschluss der Aufgabe bildete die Verlegung von Rollrasen und die Bepflanzung der Restflächen (siehe Plan). „Beim ersten Blick auf den Plan hatten wir gedacht, das kann nicht alles sein“, erzählte Alexander Bitzer und genau dies bestätigte sich. Die Tücke lag im Detail. So waren zum Beispiel für den Bau der Pergola nur zwei Maße angegeben. „Die restlichen Angaben mussten wir selbst ermitteln“, erklärte Bitzer. „Die Materialien waren schon sehr finnisch“, so Andreas Wandinger. „In Deutschland haben wir noch nie mit verschraubbaren Gefässen aus Recycling-Kunststoff gearbeitet“, berichtet er. „Und Betonmauern nach dem Lego-Baukastenprinzip bauen wir sonst auch keine“, ergänzte Alexander Bitzer. Handwerkliche Schwierigkeiten hatten die Beiden mit der Planung nicht. „Unsere einzige Hürde wird das Zeitlimit“, befürchtete Wandinger schon am Ende des zweiten Wettbewerbstages. So stand dann am Sonntag auch wirklich der Schluss-Sprint an. Schritt- und Schaufelfrequenz aller Teams erhöhten sich drastisch. Waren die Schweizer schon vom ersten Tag an im Dauerlauf unterwegs, so schalteten am Sonntag auch die letzten Teams ihren „Turbo“ ein. Allein die Finnen – sie waren das einzige Team, in dem eine Frau mitkämpfte – ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Leider waren sie zu diesem Zeitpunkt schon weit abgeschlagen. Bis auf Japan und Finnland konnten dann auch alle Länder ihre Baustelle – dank einer offiziellen viertelstündigen Verlängerung – komplett abschließen. „Die fachlichen Ansprüche waren durch die fehlenden Natursteinarbeiten niedriger als in St. Gallen“, so Karl Walker, wodurch sich auch der insgesamt nur sehr geringe Punkteabstand der Teams bis zum achten Platz erklären lässt. Ein vollgepackter Wettbewerbstag Um 9.00 Uhr war jeden Tag Anpfiff und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Die laute Trillerpfeife des Chefschiedsrichters aus Kanada hallte einem noch mehrere Minuten danach in den Ohren. Die fünfeinhalb Stunden Arbeitszeit pro Tag wurden von drei Pausen unterbrochen. In diesen Minuten wurde in jeder Hinsicht aufgetankt und Ausschau nach der Konkurrenz gehalten. „Man darf keinen unterschätzen“, so der wahre Ausspruch von Andreas Wandinger, denn die Franzosen hatte wohl bis zum letzten Wettbewerbstag kaum jemand auf der Rechnung. Auch nicht der Trainer des Schweizer Teams. Nach jedem Wettbewerbstag war eine viertelstündige Baustellenbesprechung zusammen mit Karl Walker, dem landeseigenen Jurymitglied, möglich. Danach ging es ans Aufräumen der Baustelle und dann mit dem Bus zum Hotel. Die Abende verbrachten Andreas und Alexander zusammen mit den anderen deutschen Teilnehmern der unterschiedlichsten Berufe. Entspannen und Tatkraft schöpfen für den nächsten Tag standen dabei im Vordergrund, denn vier Wettbewerbstage unter dieser enormen Anspannung waren ein richtiger Nervenmarathon. Sogar die Zehnkämpfer – die Königsdisziplin in der Leichtathletik – sind diesem Stress nur zwei Tage ausgesetzt. Bayerische Fangemeinde Mentale Unterstützung brachten die extra aus Bayern angereisten Fans. Allein die Firma Thalmeier aus Obertaufkirchen war mit einem sechsköpfigen Team eingeflogen, um ihre beiden erfolgreichen Mitarbeiter auch auf internationaler Ebene anzufeuern. Dies konnte zwar während der Arbeitsstunden nur durch Blickkontakt und aufbauende Mienen geschehen – das Sprechen mit den Kandidaten war strengstens untersagt. Aber auch optische Begeisterung springt über und die konnte die Fangemeinde auf jeden Fall vermitteln. Georg Thalmeier war sich zwei Stunden vor Ende des Wettbewerbes sicher, dass seine Jungs ein Platzierung erreichen, auch wenn es zeitlich eng werden würde. Er verließ sich auf die schon in Nürnberg bewiesene Fähigkeit zum Endspurt. „Dass das Ganze für die Jungs keine leichte Sache wird, war mir schon klar. Es geht hier ja schließlich um den Weltmeistertitel“, so Thalmeier. Auch die European Landscape Contractors Association (ELCA) war mit einer Gruppe von fast 100 Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtnern aus verschiedenen Ländern nach Helsinki angereist, um sich den Wettbewerb und die Leistungen der elf besten Teams der Welt anzusehen. Einblick in die Bewertungskriterien Der zuverlässige Einsatz von Schutzbrille, Gehörschutz, Staubmaske, Handschuhen, Knieschonern und Sicherheitsschuhen floss ebenso in die Bewertung der Teams ein wie ergonomische Arbeitspositionen und das Fugenbild des Pflasterbelages. Ein sehr hoher Anspruch wurde auch auf die millimetergenaue Ausführung der Baustelle gelegt. „Die Messtoleranzen betrugen in manchen Bereichen nur +/- fünf Millimeter“, erläuterte Karl Walker, deutsches Mitglied der Jury seit 1998. Weitere Bewertungskriterien laut Walker sind Arbeitsorganisation und Logistik, Werkzeughandhabung, Teamwork und Sauberkeit. Die Punktzahl aus der Erfüllung der Sicherheitskriterien wird mit dem Faktor vier multipliziert. Teamwork und Arbeitsorganisation bekommen den Faktor zwei zugeordnet und Werkzeughandhabung und Sauberkeit werden nur mit dem Faktor eins multipliziert. „Die Ermittlung der Platzierung ist wirklich sehr komplex“, so Walker. „Große Punktdifferenzen bei der Bewertung optischer Kriterien werden zudem immer hinterfragt, um ein möglichst objektives Ergebnis zu bekommen“, erläutert der Chefexeprte. Mit pädagogischem Aufbautraining Fast 700 Teilnehmer aus 38 Ländern traten in 39 offiziellen Wettbewerbsdisziplinen bei den Berufsweltmeisterschaften „World Skills 2005“ an. Alle 34 deutschen Teilnehmer wurden auf nationaler Ebene durch die Deutsche Industrie- und Handelskammer und durch die Deutsche Handwerkskammer betreut. Dazu gehörte in diesem Jahr auch ein pädagogisches Aufbautraining in Oberhof in Thüringen. Qualifikation für 2007 in Japan Im Jahr 2007 geht es dann zum handwerklichen Kräfte Messen nach Japan. Qualifizieren können sich interessierte Auszubildende im Garten- und Landschaftsbau zuerst über die landesweiten Wettbewerbe und dann auf nationaler Ebene beim Landschaftsgärtner-Cup anlässlich der „GaLaBau 2006“ in Nürnberg. Einzige Einschränkung: Die Teilnehmer an der Berufsweltmeisterschaft 2006 dürfen nicht älter als 22 Jahre sein. Also, auf zum Titelgewinn nach Japan. Die Platzierung der elf Teams: 1. Platz: Frankreich 1. Platz: Schweiz 3. Platz: Deutschland 4. Platz: Australien 5. Platz: Österreich 6. Platz: Korea 7. Platz: Niederlande 8. Platz: Japan 9. Platz: Kanada 10. Platz: Großbritannien 11. Platz: Finnland Ansprechpartnerin: Bettina Holleczek, Telefon: 02224 7707-17, Fax: 02224 7707-77, E-Mail: B.Holleczek@galabau.de (Foto 1: Deutschland-Bronze-0071.jpg, Bildtext): Bronzemedaille fürs deutsche Landschaftsgärtner-Team (v.l.n.r.): Alexander Bitzer, Jurymitglied Karl Walker, Andreas Wandinger. (Foto 2: Deutschland-Bronze-0300. jpg, Bildtext): Beim Endspurt (v.l.): Bronzemedaillen-Gewinner Alexander Bitzer und Andreas Wandinger.

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