BGL: Grünflächenmanagement – Herausforderung für Garten- und Landschaftsbau

Der Pflegemarkt verändert sich

Bad Honnef. Durch die rasanten Veränderungen auf dem deutschen Immobilienmarkt ändern sich zunehmend auch die Anforderungen hinsichtlich der Pflege der Außenanlagen. Konzerne, Banken und Immobilienunternehmen bündeln immer häufiger die Grünflächenpflegeleistungen einzelner Objekte / Siedlungen zu einem einzigen Auftrag, der sogar bundesweit alle Liegenschaften umfassen kann. Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) ist überzeugt: Immer größere Bedeutung gewinnt daher das Grünflächenmanagement auch für Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaues. Kosten einsparen – Renditen erhöhen Aktuelle Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit belegen, dass oftmals der bevorstehende oder beabsichtigte Verkauf ganzer Unternehmensbereiche, zum Beispiel an Fondsgesellschaften, der Auslöser dafür ist. Dabei versprechen sich die Unternehmen neben einer Verschlankung der eigenen Verwaltung natürlich auch weitere Kosteneinsparungen und Qualitätsverbesserungen sowie Renditesteigerungen durch Outsourcing. Diese Entwicklung zeichnet sich infolge leerer Haushaltskassen auch im kommunalen Bereich ab. Trend zu Wohnungsverkäufen Bereits heute sind zwei Fondsgesellschaften die größten Wohnimmobilienbesitzer in Deutschland. Früher oder später wird auch die öffentliche Hand angesichts eklatant leerer Kassen ihr letztes Tafelsilber auf dem Markt anbieten. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre wird zusätzlich eine Million weiterer Wohnungsverkäufe erwartet. Wohnungskäufer und Investoren rechnen mit jährlichen Renditen bis in den zweistelligen Bereich. Ganzheitliche konzeptionelle Lösungen Damit verbunden sind ganz unweigerlich auch Veränderungen und Kosteneinsparungen im traditionellen Pflegebereich der Außenanlagen. Es kommt zu Auftragsbündelungen. Und vom Grünflächenmanagement werden ganzheitliche konzeptionelle Lösungen verlangt. Eine wichtige Erkenntnis für die Unternehmen der grünen Branche ist dabei die Tatsache, dass durch die sich verändernden Vorgaben des Marktes in der Regel keine zusätzlichen Aufträge für den Garten- und Landschaftsbau generiert werden. Stattdessen wird lediglich die Vielzahl bestehender Aufträge zu Gunsten einzelner Anbieter umverteilt werden. Insbesondere viele Betriebe im Ruhrgebiet dürften diese für sie schmerzhafte Erfahrung bereits hinter sich haben. Grüne Branche sieht Handlungsbedarf und Chancen Damit dieser Trend zukünftig nicht zum Nachteil für die Garten- und Landschaftsexperten führt, wollen die in diesem Marktsegment tätigen Unternehmen aktiv eingreifen und handeln. Denn die aktuelle Entwicklung bietet auch enorme Chancen für die GaLaBau-Fachbetriebe. Nicht zuletzt erwirtschafteten die Mitgliedsbetriebe des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) allein im Jahr 2004 rund 21 Prozent ihres Umsatzes durch reine Pflegeleistungen. Sie wollen zukünftig natürlich keine Marktanteile an branchenfremde Dienstleister verlieren. Kernkompetenz des Garten- und Landschaftsbaues Denn der Bereich Grünflächenpflege gehört seit jeher zu den Kernkompetenzen der Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaues. Insbesondere durch das Wissen um die Zusammenhänge und Bedürfnisse rund um das Thema Pflanze und Vegetation sowie zur fachgerechten Pflege und Unterhaltung hebt sich die grüne Branche positiv von den konkurrierenden Komplettdienstleistern ab. Regelwerksausschuss bei der FLL initiieren Bei der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) soll ein Regelwerksausschuss initiiert werden mit dem Ziel der Erarbeitung von Empfehlungen zum Grünflächenmanagement. Zur Mitarbeit sollen neben den Vertretern der grünen Branche möglichst auch Vertreter der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sowie der German Facility Management Association (GEFMA) gewonnen werden. Inhaltlich soll der Regelwerksausschuss sich unter anderem mit folgenden Themenbereichen beschäftigen: Bestandserfassung, Vertragsmanagement, Pflegearbeiten, Reinigungsdienste, Wartungsarbeiten, Winterdienste, Spielplatz- und Baumkontrolle, und die Erarbeitung von standardisierten Leistungspositionen zur Ausschreibung und Vergabe dieser Arbeiten. Netzwerke und Kooperationen erforderlich Zukünftige Grünflächenpflege, insbesondere für so genannte Großkunden, stellt neue Anforderungen an jeden einzelnen GaLaBau-Unternehmer in diesem Marksegment. Hier dürften die Zeiten des Einzelkämpfertums vorbei sein. Es werden Netzwerke und Kooperationen erforderlich, um gemeinsame Ziele auch mit Erfolg erreichen zu können. Dabei ist Kreativität in jedem Einzelfall gefragt, um passende Konzepte für die Auftraggeber zu entwickeln und umzusetzen. Regelwerk erarbeiten Dabei sind selbstverständlich auch entsprechende Spezialisten (wie zum Beispiel Landschaftsarchitekten, Facility-Manager, Vermesser usw.) mit einzubeziehen. Denn jeder dieser Spezialisten für sich ist ebenfalls nicht in der Lage, diese Aufgaben allein zu erfüllen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich alle Beteiligten unter dem Dach der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) für die Erarbeitung eines entsprechenden Regelwerkes zusammenfinden. Der Blick ist letztlich darauf gerichtet, die Kundenbedürfnisse immer wieder aufs Neue zu hinterfragen, um rechtzeitig reagieren zu können und die Zufriedenheit der Kunden zu erhöhen. Wertverlust durch schlechte Pflege Obwohl die positive Wirkung und der immense wirtschaftliche Wert der Grünflächen für die Wohnungswirtschaft und die Entwicklung von Städten noch längst nicht überall wahrgenommen werden, so kämpfen die Grünverwaltungen bereits jetzt mit Privatisierungen, überzogenen Renditeerwartungen und Kostenreduktionen bei der Erhaltung der Grünflächen. Direkte Folge davon ist ein entstehender Wertverlust durch zu geringe und / oder mangelhafte Pflegeleistungen. Hier bieten sich, bei entsprechenden Konzepten, vielfältige Möglichkeiten für den GaLaBau. Beispielhaft genannt sind hier die Übernahme der Verkehrssicherungspflichten wie Winterdienst, Baumkontrollen, Spielplatzkontrollen. Pflegestandards definieren Interessierte Unternehmer sind zukünftig gefordert, alle Leistungen im synergetischen Verbund anzubieten. Dabei müssen diese Leistungen klar definiert sein. Beispielsweise müssen Flächengrößen und –mengen bekannt sein. Hilfsweise sind die Grünflächen in so genannte Pflegeklassen zu unterteilen, gegebenenfalls sind Service-Level-Agreements zu treffen. Die erforderlichen Preiskalkulationen können jedoch nur mit angemessenen Zeitwerten durchgeführt werden. Solide Kalkulation als Basis Unerlässlich für die Ermittlung der betriebswirtschaftlichen Kalkulationsgrundlagen ist die Einführung einer entsprechenden Kostenrechnung. Sie verschafft Überblick über Kosten und Erträge und sagt aus, wer wo an welcher Stelle welche Kosten verursacht. Sie ermöglicht somit genaue Wertermittlungen. Nur wer seine Kosten kennt, ist in der Lage, richtig zu kalkulieren. Für die Kalkulation ebenfalls von Bedeutung sind der jeweilige Stundenverrechnungssatz sowie die Kenntnis darüber, wie viel Zeit zur Erledigung welcher Arbeit benötigt wird. Auch die Kenntnis der Kosten je Maschinenstunde und des erforderlichen Materials sind zur Kalkulation unentbehrlich. Analyse der Arbeitsabläufe und Prozessketten Für die erfolgreiche Umsetzung des Grünflächenmanagements ist es erforderlich, die internen Arbeitsabläufe und Prozessketten zu analysieren, um mögliches Potenzial für Einsparungen und Produktivitätssteigerungen zu erkennen. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf folgende Punkte gelegt werden: Datenerfassung, Datenanalyse, Flächenaufnahme, Kalkulation, Personalplanung, Planung und Organisation von Abläufen, Abrechnung, Nachkalkulation, Analyse und Überprüfen der Datenbasis. Zukunftsaufgabe für fachkundige Partner BGL-Vizepräsident Hanns-Jürgen Redeker zeigt auf: „Das Grünflächenmanagement als Zukunftsaufgabe stellt für den Garten- und Landschaftsbau ein großes und komplexes Aufgabengebiet dar. Es lässt sich umfassend jedoch nur in Netzwerken und Partnerschaften, gegebenenfalls auch mit anderen Fachsparten wie zum Beispiel Landschaftsarchitekten, Vermessern, Facility-Managern und anderen bewerkstelligen. Aber wer wäre prädestinierter für die Pflege von Freiflächen als die Experten für Garten und Landschaft. Machbar ist fast Alles. Es muss nur in die Tat umgesetzt werden.“ Ansprechpartner: Heinz Schomakers Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. Alexander-von-Humboldt-Str. 4, 53604 Bad Honnef Telefon: 02224 7707-48, Fax: 02224 7707-77, E-Mail: H.Schomakers@galabau.de

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