02.11.2005Den Strukturwandel in Stadt und Landschaft gestalten: Universität Kassel besetzt Stiftungsprofessur Kassel. Mit einer neuen Professur für „Landschaftsbau/Vegetationstechnik“ hat die Universität Kassel (UNIK) ihr Lehr- und Forschungsangebot im Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung (FB 6) jetzt um ein wichtiges Lehrgebiet erweitert. Die Professur ist eine Stiftung des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) in Bad Hon-nef. Berufen wurde Prof. Dr. Stefan Körner. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) entschieden sich nach einem umfassenden Auswahlverfahren 2001 für die Universität Kassel als Standort der neuen Professur Landschaftsbau. Geplant ist der Aufbau eines Instituts für Landschaftsbau als für Deutschland zentrale Forschungseinrichtung und universitäre Ausbildungsstätte, in dem die Professur Landschaftsbau/Vegetationstechnik die Leitung übernehmen soll. Landschaftsbau und Vegetationstechnik sollen künftig zum festen Bestandteil der Ausbildung am FB 6 gehören und in Kooperation mit weiteren Fachbereichen der Universität Kassel durchgeführt werden. „Hiermit wird die Universität Kassel für einen neuen Kreis potenzieller Studierender attraktiv, die sich mit der Ausführung verschiedenster Planungen, dem Management von Baubetrieb und Bau-durchführung, sowie mit der Ausbildung von leitenden Mitarbeitern in Betrieben des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues befassen. Diese Qualifikationen sind im Berufsfeld zuneh-mend gefragt, so dass Studierende eines überregionalen Einzugsgebietes angesprochen wer-den“, sagte der Präsident der Universität Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep. Diese bedeutende Erwei-terung des Lehr- und Forschungsspektrums sei ohne die großzügige Stiftung des BGL nicht möglich gewesen, betonte Postlep. Die neue Professur spielt eine wichtige Rolle in dem sich neu entwickelnden Profil des FB Archi-tektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung. Hierzu gehört die thematische Ausrichtung auf Strukturwandel, räumliche Transformation und Umweltwissenschaften. Fachbereich und Stifter verbinden mit dem zu besetzenden Fachgebiet eine Sicht auf die Rolle des Landschaftsbaues und der Vegetationstechnik, die einerseits den künftigen Absolventen des Fachbereichs, ande-rerseits den im BGL zusammengeschlossenen Betrieben Perspektiven auf Arbeitsfelder eröffnen, die sich heute erst in groben Umrissen abzeichnen. Dabei bringt BGL-Präsident Hanns-Jürgen Redeker klar zum Ausdruck: „Das Studium in Kassel ist auf Berufsziele wie die Leitung von Ausführungsbetrieben, leitende Tätigkeiten in Verwal-tung, Forschung, Industrie und Gewerbe, die Bauleitung in Planungsbüros, Berufsschul- / Fach-schullehrer, vielleicht auch Journalisten und vor allem auch auf die Ausbildung des eigenen wis-senschaftlichen Nachwuchses hin ausgerichtet. Auch sollen Engpässe und Lücken im Wissen-schafts- und Forschungsbereich des Garten- und Landschaftsbaues geschlossen werden, wozu ich das eigene Institut für Landschaftsbau sehr begrüße!“ Redeker ergänzte: „Die konkreten Lehr- und Forschungsinhalte, die Prof. Stefan Körner mit der allgemeinen Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge in Kassel an ein so genanntes modularisiertes Studium formulieren muss, werden sich an diesen Zielen orientieren. Die Modu-le der fachlichen Ausrichtungen sind aktuell noch in der Entwicklung und endgültige Formulie-rungen der Abschlüsse wie Master of Science oder Master of Landscape Architecture mit der Ausrichtung Vegetationstechnik im Landschaftsbau sind zwar noch nicht festgelegt, aber es war stets der Wunsch des BGL, dass es einen eigenen Abschluss mit dem Titel Landschaftsbau geben muss.“ Dies sei ein maßgeblicher Grund gewesen, warum sich der Verband für den Standort Kassel entschieden habe. Auch wünscht sich Redeker eine Verbesserung des interdisziplinären Verständnisses der Architekten, Stadtplaner und Landschaftsplaner und des Verständnisses zwi-schen Landschaftsarchitekten und Experten für Garten und Landschaft. Wie Prof. Dr. Diedrich Bruns vom Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung erläuterte, werden sich in Erweiterung bisher standardmäßig behandelter Inhalte – wie etwa Dach- und Fassendenbegrünung, Böschungssicherung, Schwimmteichbau, Grünflächenmana-gement – mit der Besetzung dieser Professur an der Universität Kassel durch die von Dr. Stefan Körner dargelegten Forschungsperspektiven künftig innovative Themen und neuartige Syner-gismen eröffnen, etwa bei der Bearbeitung der Probleme des Umgangs mit den in Städten zu-nehmend frei werdenden Flächen und Gebäuden („Strukturwandel“) oder mit so genannten peri-urbanen Räumen (auch als so genannte ‚Zwischenstadt‘ diskutiert). Die Bearbeitung dieser Probleme aus vegetationstechnischer Sicht wird sich nahtlos in die an der Universität Kassel be-stehenden Strukturen integrieren, wo sich momentan fachbereichsübergreifende Forschungs-gruppen etablieren, die sich zum Beispiel unter dem Themen Bauen und Umwelt, Agglomerati-onsräume und Strukturwandel den genannten Problemen aus verschiedener Sicht zuwenden. „Der Abbau des Sozialstaates führt zudem dazu,“ sagte Bruns, „dass das Personal der öffentli-chen Verwaltungen reduziert wird. Pflegearbeiten im öffentlichen Raum werden zunehmend zum Beispiel an Ein-Euro-Jobs delegiert.“ Der Berliner Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain habe beispielsweise alle Gärtnerstellen gestrichen. In Folge dessen wirke der öffentliche Raum nicht nur strichweise verwahrlost, sondern es drohen ganze Gebiete brach zu fallen. Um dem Ein-druck von sozialem Niedergang und einer entsprechenden Abwärtsspirale entgegen zu treten, sei diese Entwicklung gestalterisch zu steuern, um dadurch neue Identitäten für diese Land-schaften zu erarbeiten. Hier müssen mit historischem Bewusstsein dauerhafte und extensiv pflegbare Vegetationstypen für unterschiedliche Raumtypen geschaffen werden, besonders dort, wo sich Land und Stadt mischen. Diese Gestaltungsaufgabe in urbanen Landschaften führe zu einer neuen Kombination von Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, (urbaner) Landwirtschaft, (urbaner) Forstwirtschaft, Denkmalschutz und (urbanem) Naturschutz. Für die Vegetationstech-nik ergeben sich dadurch ganz neue Herausforderungen, die für Forschung und Lehre äußerst relevant und die für den Berufsstand von immenser Bedeutung sein werden. Prof. Dr. Stefan Körner hat nach Abitur und Ausbildung zum Landschaftsgärtner Landschafts-planung an der TU Berlin studiert. Danach Tätigkeit als Landschaftsarchitekt und Wissenschaftli-cher Assistent an der TU München. Promotion über Theorie und Methodologie der Landschafts-planung, Landschaftsarchitektur und Sozialwissenschaftlichen Freiraumplanung. Im Anschluss wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin sowie zusätzlich Lehraufträge für die Fächer Kul-turgeschichte der Natur und Theorie und Geschichte des Naturschutzes. Habilitationsschrift über die kulturelle Begründung des Naturschutzes. Projekte u.a. zur Strategieentwicklung im Naturschutz und zur Entwicklung urbanisierter Landschaften. Unter http://www.uni-kassel.de/presse/pm/bilder/koernerbild.jpg können Sie ebenfalls ein Foto herunterladen Ansprechpartner: Universität Kassel Prof. Dr. Diedrich Bruns Fachbereich 6 – Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung tel (0561) 804 3559/-3276 fax (0561) 804 2390 e-mail dbruns@uni-kassel.de Bettina Holleczek /BGL Referentin für Öffentlichkeitsarbeit tel (02224) 7707-17 fax (02224) 7707-77 e-mail B.Holleczek@galabau.de zurück