Gespräch mit EU-Kommission zur Forschung rund ums Grün
BGL erläuterte in Brüssel: Grün trägt zum Erreichen der Ziele von „Horizont 2020“ bei
Bad Honnef / Brüssel. Die Bedeutung des Grüns beim Erreichen der im EU-Forschungsprogramm „Horizont 2020“ festgelegten Ziele stand jetzt im Mittelpunkt eines Gespräches bei der Europäischen Kommission. In Brüssel zeigten sich Arnoldas Milukas und Dr. Astrid Kaemena als Repräsentanten der Generaldirektion Forschung der EU-Kommission beeindruckt, dass sich eine aus ihrer Sicht kleine Fachsparte wie der Garten- und Landschaftsbau so engagiert mit dem Entwurf zum EU-Programm beschäftige.
Wolfgang Groß und Dr. Michael Henze, Referenten beim Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL), machten bei dem Treffen deutlich, in welchen Bereichen die europäischen Landschaftsgärtner ihre Kompetenzen als Dienstleister rund ums Bauen mit Grün einbringen können und entsprechenden Forschungsbedarf sehen. Milukas und Dr. Kaemena erklärten, die EU-Kommission begrüße die Aktivitäten des GaLaBaues und wolle die Forderung nach Forschungsmitteln für Grün-Themen unterstützen. Darüber hinaus empfahlen sie dringend, die Landschaftsgärtner sollten ihre Impulse vor allem auch in die nationalen Beratungen einbringen.
Im EU-Programm „Horizont 2020“ (Die Europäische Union stellt in diesem Rahmen rund 90 Milliarden Euro im Zeitraum von 2014 bis 2020 bereit) werden drei Kernziele finanziert: Die weltweit führende Stellung Europas in der Wissenschaft soll erhalten bleiben. Die industrielle Führungsposition in der Innovation soll gesichert werden. Das dritte Kernziel umfasst die Bereiche „Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen“, „Sichere, saubere und effiziente Energie“, „Intelligenter, umweltfreundlicher und integrierter Verkehr“ sowie „Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Rohstoffe“.
Grüner Forschungsbedarf aus der Sicht der europäischen Landschaftsgärtner
Für dieses dritte Kernziel stellten Wolfgang Groß und Dr. Michael Henze den Forschungsbedarf aus der Sicht des europäischen Garten- und Landschaftsbaues heraus. Der GaLaBau benötige insbesondere fundierte Daten zu:
• Wirkungen von Grün auf die Gesundheit. Ebenso sind die Anforderungen von Senioren an Grünflächen genauer zu untersuchen.
• Zukünftige Anforderungen an Freianlagen durch demographische Veränderungen, durch zukünftige sich verändernde sozio-kulturelle Migrationsgesellschaften und durch ökonomisch neue Eckdaten.
• Extensive Flächenbevorratung für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Wie kann nachfolgenden Generationen Gestaltungsspielraum erhalten werden?
• Wertsteigerung von Immobilien durch Grün, Nutzen von qualitätsvollem Grün.
• „Grüne Lunge in einer Stadt“, Wirkung von Pflanzen und Grün auf die Gesundheit (präventiv und rekreativ).
Im Bereich „Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen“ biete der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau seine Kooperation an. „Denn Bauen mit Grün verbessert die Stadtluft, mindert Lärm und stärkt die Gesundheit und Abwehrkraft gegen psychische und physische Leiden“, erläuterte Wolfgang Groß. Der Forschungsansatz „Sichere, saubere und effiziente Energie“ könnte durch Bau und Unterhaltung von Biogasanlagen mit ökologisch sinnvoller Nutzung von Landschaftspflegematerialien begleitet werden. „Auch Fassaden-, Dach- und Terrassenbegrünungen tragen zur Wärmedämmung und Kühlung erheblich bei. Vegetationsflächen und Baumpflanzungen binden das CO2 der Luft“, ergänzte Dr. Michael Henze und zeigte folgenden Forschungsbedarf auf:
• Isolierwirkungen von Bauwerksbegrünungen: Besonders die Einflüsse von Dachbegrünungen und Fassadenbegrünungen auf Innenräume sind zu untersuchen.
• „Green building“ mit gesamtem Spektrum grüner Bauleistungen und entsprechender Pflanzenverwendung.
• Erschließung neuer beziehungsweise noch nicht voll erschlossener Märkte, zum Beispiel vertikale Begrünungen mit Pflanzen als lebende Wandbilder („living walls“).
• Zukünftige Anforderungen an Freianlagen durch demographische Veränderungen durch zukünftige sich verändernde sozio-kulturelle Migrationsgesellschaften und durch neue ökonomische Eckdaten.
• Untersuchung von Trends in der Wohnungswirtschaft. Herausforderungen durch angepassten Pflegebedarf der Außenanlagen.
Der Bereich „Intelligenter, umweltfreundlicher und integrierter Verkehr“ könne ebenso durch landschaftsgärtnerische Arbeitsfelder flankiert werden, so Dr. Henze. Zu nennen wären: Böschungssicherungen an Straßen und Wegen durch so genannte Naßansaaten oder Anspritzbegrünungen und ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen, vegetative Lärmschutzmaßnahmen, Neuanlagen und Erhaltungsmaßnahmen von Alleen, nachhaltige Straßenbegleitbegrünung, geeignete Pflanzen an richtigen Standorten (zum Beispiel verstärkter Einsatz von Präriestauden), Anreicherung von Stadtbiotopen, Gestaltung der Straßenränder.
Weiterhin relevant seien: Feinstaubreduktion durch Vegetation, Entsiegelung von Flächen wo möglich, und nachhaltiges Qualitätsmanagement durch Fachpersonal, insbesondere durch fachgerechte Pflege und Unterhaltung der Grünflächen unter Beachtung von Risiken durch neue Pflanzenkrankheiten und Schädlinge. Dr. Henze: „Diese Arbeiten werden oft unter extremen Standortbedingungen durchgeführt und erfordern die Beachtung neuester Erkenntnisse.“ Die Wertschätzung von Stadtgrün müsse weiter verbessert werden.
GaLaBau sieht im EU-Programm „Horizont 2020“ wichtigen Pfeiler der Zukunftsstrategie
Die BGL-Referenten Groß und Dr. Henze machten gegenüber den Vertretern der Generaldirektion Forschung der EU-Kommission deutlich: „Das EU-Programm ,Horizont 2020‘ ist ein wichtiger Pfeiler der Zukunftsstrategie und bietet zahlreiche Ansätze um den Stellenwert des Grüns für das Gemeinwohl der Bürger zu verbessern. Der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau unterstützt diese Initiative und sieht in dem Programm eine ,Steilvorlage‘ für gezielte Forschung im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau und für die Sicherung und Erhaltung nachhaltiger landschaftsgärtnerischer Arbeitsfelder mit der Konsequenz der Stabilisierung und des Ausbaues der Märkte und der Beschäftigung.“
(Foto: 2012_03_16_BGL_Gespraech_mit_EU_Kommission_Horizont_2020.jpg; Bildtext):
In Brüssel erklärten Arnoldas Milukas (2.v.r.) und Dr. Astrid Kaemena (2.v.l.) als Repräsentanten der Generaldirektion Forschung gegenüber den BGL-Referenten Wolfgang Groß (r.) und Dr. Michael Henze (l.), die EU-Kommission begrüße die Aktivitäten des Garten- und Landschaftsbaues und wolle die Forderung der Landschaftsgärtner nach Forschungsmitteln für Grün-Themen unterstützen. Foto: BGL
Ansprechpartner:
Wolfgang Groß
Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V.
Alexander-von-Humboldt-Straße 4, 53604 Bad Honnef
Tel: 02224 7707-47, Fax: 02224 7707-77, E-Mail: W.Gross@galabau.de
Die Landschaftsgärtner sind auch zu finden unter:
http://twitter.com/GaLaBau_BGL
http://facebook.com/GaLaBau
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