Forster: "Deutsche Politik verschenkt Potenzial von urbanem Grün"
BGL-Präsident fordert Erhöhung der Städtebauförderung und fiskalische Anreize für mehr Stadtgrün
„Die Politik in Deutschland verschläft die Chancen für eine zukunftsgerechte Stadtentwicklung“, kritisierte August Forster, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V., im Rahmen des European Urban Green Congress am 30. Mai in Hamburg. Bei dem Kongress diskutierten Vertreter aus Politik, dem Umweltbereich und der grünen Branche über nachhaltige Lösungen für die Stadt der Zukunft. Im Fokus der Veranstaltung, die anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Europäischen Verbandes des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus (ELCA) stattfand, standen Wert und Nutzen von urbanem Grün.
„Urbanes Grün rechnet sich“
„Städtisches Grün kann einen wesentlich größeren und bedeutenderen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung leisten als bisher“, sagte Forster. „Parks und öffentliche Grünflächen sind die klimaneutralen und kostengünstigen Unterstützer für ein gutes Stadtklima. Urbanes Grün hat aber nicht nur positive ökologische Effekte, sondern auch positive Auswirkungen für die Ökonomie und vielfältige soziale Funktionen. Es steigert die Lebensqualität und bringt Standortvorteile.“ Standorte mit lebendigem Grün seien werthaltiger, weil sie attraktiver sind. „Für uns als BGL ist es deswegen überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die deutsche Politik dieses Thema meist völlig vergisst“, so Forster.
Statt zu handeln verstecke sich die Politik hinter der angespannten Haushaltslage und hinter dem Vorurteil, Investitionen in Parks und Grünflächen würden sich nicht auszahlen und nur einseitig die kommunalen Haushalte belasten. „Das Gegenteil ist der Fall: Urbanes Grün rechnet sich, weil zum einen Flächen und Stadtviertel an Wert gewinnen, zum anderen Kosten für ein gutes Klima an anderer Stelle begrenzt werden können“, stellte Forster fest. „Nicht zuletzt haben Grünanlagen einen Wert in ihrer sozialen Funktion – als Treffpunkte für junge wie für ältere Menschen, über die Grenzen von Herkunft und Kultur hinweg.“
„Politik ignoriert Bedürfnisse der Bürger“
„Viel Grün in „ihrer“ Nähe – am Wohnort und am Arbeitsplatz, für Erholung und Freizeit – das erwarten die Menschen heute von einer modernen und vitalen Stadt“, erläuterte Forster. Gerade in wachsenden Städten und Metropolen sei der Wunsch nach wohnort- und arbeitsplatznahen Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten groß. „Dabei ignoriert die Politik häufig die Bedürfnisse und Anforderungen der Menschen. Das hat das „Urban Green Ranking der ELCA“ belegt“, stellte Forster heraus. „So sind die Bürger oft unzufrieden mit der Gestaltung und Pflege der Grünanlagen. Dabei stehen diese Aspekte auf ihrer ‚Wunschliste‘ am häufigsten ganz oben“. Überdurchschnittlich groß sei im europäischen Vergleich die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Berlin. „Das Befragungsergebnis sollte für die Berliner Politik ein deutliches Signal sein, den imageschädlichen Pflegenotstand in der deutschen Hauptstadt endlich zu bekämpfen und die Erkenntnisse des Garten- und Landschaftsbaus in Planungsprozesse stärker als bisher einzubeziehen.“
„Städtebauförderung aufstocken und Förderprogramme ausweiten“
Mit Blick auf die vielfach finanziell angespannten Haushaltslagen in den Kommunen, verwies Forster auf eine notwendigerweise möglichst weitreichende finanzielle Unterstützung durch die EU sowie Bund und Länder. Dazu zählten Zuwendungen für die regionale Entwicklung sowie Mittel aus der Städtebauförderung. „Aus unserer Sicht war es falsch, die Mittel im Bundeshaushalt für die Städtebauförderung zu kürzen. Sie müssen wieder auf das Niveau von 2002 aufgestockt und ein Teil für Grünprojekte zweckgebunden eingeplant werden“, forderte Forster. „Bestehende Förderprogramme müssen ausgeweitet werden und in diesem Rahmen ein eigenes Programm „Nachhaltiges Stadtgrün und Freiflächenplanung“ eingerichtet werden.“
„Fiskalische Anreize schaffen“
Forster mahnte darüber hinaus fiskalische Anreize für die Neuanlage und den Erhalt bzw. die Pflege von gewerblichen und privaten Grün- und Freiflächen an. Konkret sollten Kanalgebühren je nach Versiegelungsgrad reduziert sowie Dach- und Fassadenbegrünungen gefördert werden. „Insbesondere die Dach- und Fassadenbegrünungen schaffen einen erheblichen Mehrwert – ökologisch, ökonomisch und ästhetisch.“
Forster kündigte an, den Forderungen des BGL demnächst in einer Charta für mehr lebendiges Grün in Städten Nachdruck zu verleihen. Das Papier werde von anderen gesellschaftliche Akteuren unterstützt und sei derzeit in der Endphase der Abstimmung.
BGL und grüne Branche – Zahlen und Fakten
Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) ist ein Wirtschafts- und Arbeitgeberverband. Er vertritt die Interessen des deutschen Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues auf Bundesebene und in Europa. In seinen zwölf Landesverbänden sind über 3.450 vorwiegend kleinere und mittelständische Mitgliedsunternehmen organisiert. Als Dienstleister geben sie sich am geschützten Signum mit dem Zusatz „Ihre Experten für Garten & Landschaft“ zu erkennen und bieten maßgeschneiderte, individuelle Lösungen rund ums Bauen mit Grün. Damit erzielen sie zurzeit über 60 Prozent des gesamten Marktumsatzes in Deutschland.
Der Gesamtumsatz der grünen Branche stieg in 2012 auf rund 6,09 Milliarden Euro. Diesen Meilenstein setzten die 16.267 Fachbetriebe mit ihren insgesamt 100.434 Beschäftigten mit vielfältigen Dienstleistungen: Mit hoher Kompetenz planen, bauen, entwickeln und pflegen sie Grün- und Freianlagen aller Art im privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich.
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